Galavorstellung

Ich hatte ihn schon ab und an gesehen. Jetzt stand er vor mir - am Schalter; in der Post. Hager. Ein Hut auf der Stange. Keinen Hintern in der Hose.
Ein Säufer, mit 'Wahnsinns' Fahne am frühen Morgen; eine abgewetzte Tasche in der Armbeuge. Ein Flachmannhals reckte sich aus der Jackentasche. Ein Klischee - das stimmte. Auch bei mir. In der Wiedererkennung musste ich erbrechen, - mit jedem Atemzug den er tat. Diese Fahne: Menschenskind!
Er zählte Geld, dass ihm der Postler unter der Sicherheitsscheibe durchgeschoben hatte. Ich zählte meine Schluckbewegungen, und auch die mit jedem Atemzug den mein Vordermann tat.
Seinen Namen wusste ich nicht, obwohl er in der Wohnanlage neben mir wohnte. Manchmal saß er vor dem Haus auf der Bank. Er fiel mir auf, weil er immer rauchte, wenn ich ihn sah; jetzt die Fahne. Es war 8:45.
So ging es mir früher - früher als 8:45. Da hatte ich vom Vorabend noch allerlei Intus; hatte dann, noch zuhause, nachgegossen - so gegen sechs Uhr. Um sieben, beim Zeitung holen, den Flachmann; hinter der Ecke stehend, am Supermarkt. Der öffnete um 8:30. Ich war da. Aber nicht alleine. Namen kannte ich nicht, obwohl manch einer von denen in der Wohnanlage neben mir wohnte, wie jetzt er.
Shit, anderer Leute Sorgen möchte ich nicht haben.
...so einfach kann man kotzen...


Juli 2003 by michy köhn

Kontakt zur Autor: Michael Köhn - M.Koehn@literatalibre.de
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