Suppe |
Sie kamen mit einem weißen VW-Bus. Sie gingen durch den
Vorgarten und klingelten. Als ich öffnete, hatten sie ihren Ausweis bereits in der Hand,.
Hinter ihnen standen zwei Polizisten. Die zwei mit ihren Ausweisen vom Jugendamt hielten
sich mit der Länge ihrer Worte sehr zurück. Wo das Kind sei, wurde ich gefragt. Ich
sagte, ich hätte keine Kinder im Haus, und daß ich selbst noch keine Kinder hätte, da
ich ihre Mutter noch nicht kannte oder bereits kannte aber noch nicht als diese erkannte.
Ziemlich verwirrt durch meine Worte sahen sich die zwei vom Jugendamt gegenseitig an und
schielten dann zu den Polizisten, die mich schon gar nicht verstanden hatten.
"Können Sie sich ausweisen ?" Mit dem Ton, wie ich dies gefragt wurde, hatte
ich eigentlich die Lust verloren mit ja zu antworten. Aber des Friedens Willen kam ein
schroffes: "Positiv, Officer!" Ich war wieder der Alte. Ich konnte mich nicht
beherrschen. Der Polizist, der bisher den Anschein gemacht hatte, stumm und taub oder
stupid zu sein, sagte, ich solle ja nicht frech werden. "Yes! Sir! Yes!" Was
für mich soviel hieß, wie "Leck mich." Die Tonlage brachte dies, so glaube
ich, ziemlich gut zu ihnen hinüber. Für meinen Vater mußte die Situation von oben ausgesehen haben wie eine Dynamitstange, aus der eine bereits angezündete Zündschnur hing. Und jedes Wort, welches gesprochen wurde, blies die Zündschnur nur noch mehr an. Aber um die Lage zu entschärfen, löschte ich die Zündschnur mit Wasser. Dies brachte ich zustande, indem ich nichts mehr sagte, sondern meinen Führerschein aus meiner Tasche zog und ihnen diesen vor die Nase hielt. Vielleicht doch etwas zu nahe an die Nase, denn der Polizist fühlte sich anscheinend bedroht und warnte mich, ich solle aufpassen, war ich mache. Verwundert auf die Daten, die sie aus meiner Fahrzeuglenkberechtigung für die Gruppen A und B ersehen konnten, blickend, entschuldigten sich die zwei vom Jugendamt und zogen ab. Sie waren an die falsche Adresse gelangt. Der eine Polizist ging mit ihnen und der andere blieb noch eine Weile stehen und erklärte mir noch seine Sicht der Dinge, bevor er ging. "Ich hoffe, sie werden nie Kinder haben." Ich verabschiedete mich auch: "Ich habe schon viele Brüder und Schwestern. Kinder werde ich auch noch zeugen, wenn ich nicht vorher umkomme, aber mein Vater beschützt mich, ich habe Vertrauen in unseren Vater." Ich ging zurück in die Küche und begann meine Suppe auszulöffeln. Mir kam dabei der Gedanke, daß es kein Photo oder Bild von Jesus gibt. Es lebte auch niemand mehr, der erzählen könnte, wie er ausgesehen hat. Nur ein angebliches Schweißtuch von ihm existiere noch in irgendeinem Museum. Es stört mich nicht, ich habe mir vorige Woche wieder einmal eines gekauft. Mein Kasten ist inzwischen voll von den verschiedensten Arten von Tüchern. Als ich mich wieder dazu anschickte, einen Löffel Suppe zu nehmen, bekam ich das Gefühl, den Löffel nicht in die Suppe stecken zu sollen. Ich beugte mich über die Suppe. Zwischen den Nudeln erkannte ich ein Gesicht. Es war ein Spiegelbild. Ich konnte Jesus sehen. Es war mir möglich, in der Nudelsuppe mein Spiegelbild zu sehen. Zum ersten Mahl erkannte ich mich zum ersten Mal selbst. Ich wußte, wer ich war. Nun wußte ich noch nicht, was ich zu tun hatte. Zwar wurde mir mein Auftrag klarer, aber ich konnte ihn noch nicht so richtig verstehen. Aber unser Vater wird es mir noch sagen. So gehet hin, ihr Brüder und Schwestern, und habt Respekt voreinander. |
Kontakt zum Autor: Wolfgang Schwarz - wolfgang@post.heim.at |
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