Ja, ja, das Alter

Brigitte Richter
 

1) Hast meine Brille du gesehen,
fragte ich neulich mein Enkelkind.
Lächelnd gab er mir zu verstehen,
wie vergesslich doch die Alten sind. 

2) Auf dem Kopf trug ich sie rum,
und suchte sie schon den halben Tag.
Bin ich wirklich auch noch so dumm,
dass ich danach die Andern frag?

3) Und neulich wollt ich Kuchen backen,
Lud mir zum Sonntag Gäste ein.
Die Butter und die andern Sachen,
vergaß ich glatt in Lobenstein.

4) Bin über 60, so ist das halt,
lässt alles nach, sogar der Kopf,
mein Gott, ich werde langsam alt,
werd’ gar ein wunderlicher Tropf.

5) Wollt gestern mir die Strümpf’ anziehn.
Hab mich gebückt und kam nicht runter.
Ischiasschmerzen sind nicht schön,
ohje, es wird ja immer bunter.

6) Und renne ich mal die Treppe hoch,
oder nen steilen Steg,
dann merke ich beizeiten schon,
mein Bauch ist mir im Weg.

7) Geld, das früher in Boutiquen ging,
kriegen nun die reichen Säcke,
ich gebs dem Apotheker hin,
anstatt für Kleider, Hosen, Röcke.

8) Die Haare wachsen aus der Nase,
der Damenbart wird oft rasiert,
die Falten wollen nicht verschwinden,
obwohl man teure Crems drauf schmiert.

9) Der Hintern, der wird immer breiter,
und hier und da zwickts Zipperlein,
der Zahnarzt, der grinst immer breiter,
setzt er die falschen Zähne ein.

10) Drum sag ich euch, ihr lieben Leute,
tragt das Geld nicht auf die Bank.
Genießt das Glück, die Lebensfreude,
denn im Alter wird man schnell mal krank.

11) Die Moneten nützen keinem,
Der Staat holt’s sowieso heraus.
Und nimmts am liebsten von den Kleinen,
Irgendwann ist aus die Maus!

12) Über die Falten wolln wir nicht klagen,
Der dicke Hintern hat noch Schwung.
Denn auch in unsern alten Tagen,
Bleiben wir im Herzen jung!
 

 

Kontakt zur Autorin: Brigitte Richter -  richter-thierbach@gmx.net  
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