Das Leben im Slapstick

Müsste ich wie bei Herzblatt und ähnlichen Darbietungen meine Person mit einem Filmstar definieren würde ich eine Mischung aus Jerry Lewis, Louis de Funès, Lucille Ball und Otto angeben. Fast bin ich überzeugt, dass meine Eltern mich im Fasching ausgearbeitet haben (könnte sich bei einem langen Fasching fast ausgegangen sein). 

Warum ich das annehme – weil mein Leben immer im Slapstick verläuft. Es geht nichts ganz normal ab bei mir. Wo bei anderen alles wohl geplant und überlegt ist, passieren bei mir Dinge, die jede Situation explosionsartig ins Reich des – manchmal auch schwarzen - Humors befördern. Absicht steckt keine dahinter – aber ich schaff es. 

Das war schon immer so in meinem Leben. Es konnte keine Romantik, kein Ernst oder Ehrfurcht aufkommen, ohne dass ich irgendein Fettnäpfen betrat oder dass mir ein Missgeschick passierte. Ich bin ein Medium. 

Bei Anlässen, wo alle gut vorbereitet und sorgfältig zurechtgemacht erscheinen, keuche ich in letzter Minute an und habe ohnehin irgendetwas vergessen. Bei Handlungen, die andere wohldurchdacht erledigen, schussle ich schnell vor mich hin und ernte brav meine Lacher oder ein lehrerhaftes Augenbrauenhochziehen – je nach Humor meiner Mitmenschen. 

Dabei muss ich gar nicht meine Hände im Spiel haben, um das klamaukhafte in mein Leben zu bringen – es passiert einfach. Bei meiner Hochzeit im Stephansdom, würdig und ehrbar, stolperte der Pfarrer mit den Hostien, die Stiegen vom Altar hinunter und verstreute alle Oblaten vor den Hochzeitsgästen – Lacher! Bei der Geburt unseres ersten Kindes fingen mein Mann und der Gynäkologe noch rasch eine Fliege, die sich im Kreißsaal verirrt hatte und ich musste um Aufmerksamkeit röcheln.... das ist alles wahr! 

Heute am Faschingdienstag wurde mir diese Tatsache bewusst, als ich schweißgebadet, nachdem ich Zorro und Clown fertig geschminkt hatte, Richtung Schule keuchte, mit 4 L Apfelsaft, die ich versprochen hatte. Neben mir eine Mutti, wie aus dem Ei gepellt, mit einem toll hergerichteten Korb für den Schulfasching (die muss seit 5 Uhr Früh auf gewesen sein!). Sie marschiert adrett mit ihren Kindern zum Schultor – ich hänge den Hund vor der Schule an – und..... schon kugelt ein Apfelsaft-Packerl auf dem Gehsteig – aufgeplatzt! Somit erscheine ich mit apfelsaftnassen Händen und nunmehr drei Litern Apfelsaft in der Schule und verabschiede mich verschämt von meinen Kindern. 

Böse Zungen werden wahrscheinlich sagen, ich sollte weniger schusseln – das stimmt natürlich, aber wie bitte, macht man das? Ich werde es nie lernen! Leider haben unsere Kinder diese Gabe von mir geerbt – zumindest entdecke ich leichte Anzeichen davon bei beiden. 

Was soll ich machen? Ich werde wohl an mich gewöhnen müssen. Wahrscheinlich werde ich mich sogar, wenn mein irdisches Dasein zu Ende sein wird, am Stehlampenkabel verfangen und Aufhängen oder mir wird ein Blumentopf auf den Kopf sausen. Es muss auch solche Leute geben!

Kontakt zur Autorin: Britta Marx - marx001@yline.com
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