Schlechter Verlierer

Als Kind spielte ich gegen meinen Vater Schach.
Ich verlor immer.

Er spielte sich dann immer auf, als hätte das große Los
gezogen und machte mir klar, wie klein und
unbedeutend ich doch bin.

Vielleicht brauchte er das, um meine besoffene
Mutter zu beeindrucken?
Vielleicht waren das die einzigen Triumphe,
die er je in seinem Leben hatte?

Ich spielte immer wieder gegen ihn
und verlor immer wieder.

Eines Tages fiel mir durch einen Klassenkameraden
ein Schachbuch in die Hände.
Ich lieh es mir aus.
Ich entschied mich für die Spanische Eröffnung.

Nach meinen ersten Zügen konnte man förmlich
sehen, wie die aufgedunsene Alkoholiker-Fresse
meinem Vater runterfiel.
Er war irretiert, wurde nervös
und unkonzentriert.
Er hatte nichts entgegenzusetzen.
Er verlor.

Er goß die Schnapsgläser voll und kippte seines runter
ohne meiner Mutter zu zuprosten

Wollen wir noch eine Runde spielen, fragte ich.

Nein , sagte er.

Mein Vater spielte nie wieder Schach mit mir.
 

 

Kommentare zu dieser Story an: Danny Lummert  henrydekiff@gmail.com
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